Er ist eine unaufhaltsame Kraft und ein olympischer Athlet. Wir haben ihn bei den X-Games auf dem Slopestyle-Podium gesehen und er ist der Gewinner des DIYX. Er ist viel mehr als nur ein Champion, er ist ein Typ mit der positivsten Einstellung, die es gibt.
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Obwohl Ivika Jürgenson aus Estland stammt, das keine allzu bekannte Snowboard-Destination ist, legt sie die Messlatte in der globalen Straßenszene schon seit einiger Zeit ziemlich hoch.
October 7, 2024
- Snow
- Athletes
Obwohl Ivika Jürgenson aus Estland stammt, das keine allzu bekannte Snowboard-Destination ist, legt sie die Messlatte in der globalen Straßenszene schon seit einiger Zeit ziemlich hoch. In mehr als fünf Jahren hat Ivika dank ihres einzigartigen Stils, der über ihre europäischen Wurzeln hinausgeht, unglaubliche Erfolge erzielt und sich in Nordamerika und anderswo einen Namen gemacht. Angefangen von ihren bescheidenen Anfängen auf einem Erdhaufen hinter ihrer Highschool war Ivikas Weg lang und kurvenreich und gipfelte in ihrem Film Vitamin. Der Film erkundet visuell die Herausforderungen, denen sie sich abseits des Snowboardens gestellt hat, sowie ihre Rückkehr nach einer Reihe von Verletzungen, die ihren Seelenfrieden und ihr allgemeines Wohlbefinden beeinflusst haben. Jetzt lebt sie in dem beliebten finnischen Ort Ruka, baut ein Haus und arbeitet mit ihrem Freund und Filmemacher Tim Schiphorst an verschiedenen Projekten. Wir dachten, es gäbe keinen besseren Zeitpunkt, um Ivika während ihrer Reise durch China anzurufen und über Snowboarden, mentale Gesundheit und vieles mehr zu sprechen.
Für diejenigen, die dich noch nicht kennen – stell dich doch einfach selbst vor.
Das ist schwierig! Ich bin Ivika. Ich komme aus Estland. Ich lebe jetzt in Finnland und liebe es, zu snowboarden und Videos zu drehen.
Wo bist du jetzt gerade?
Ich bin in der Innenstadt in Peking, China. Ich besuche meine Schwester, die hier wohnt. In der Covid-Zeit konnte ich sie lange Zeit nicht sehen. China hat niemanden reingelassen. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal wieder da, und dieses Jahr zum zweiten Mal.
An was arbeitest du zurzeit?
Mein Freund Tim und ich bauen ein Haus im Norden Finnlands. Vielleicht kein Haus ... Eher eine Art Sommerhütte. Oder sagen wir lieber Winterhütte. Es befindet sich in einem Wintersportort namens Ruka, der in wenigen Wochen eröffnet wird. Da bauen wir. Wir sind im Sommer dorthin gezogen, was wirklich spannend ist. Aber es gibt noch so viel zu tun. Wir bauen schon den ganzen Sommer über. Zum Glück habe ich auch ein paar Reisen unternommen, die mir viel Spaß gemacht haben. Ich war ein paar Mal in den USA und war dort snowboarden. Im Sommer war wirklich viel los und die Zeit verging wie im Flug.
Und warum Nordfinnland?
Ich snowboarde einfach gern und Finnland ist perfekt dafür. Viele Street-Snowboarding-Spots und auch die Berge sind direkt in der Nähe. Ich bin auch nah an meinem zu Hause, denn Finnland und Estland sind ziemlich nah beieinander. Das Wetter ist aber total anders. Estland ist ganz flach und es schneit fast nicht mehr. Es hatte einfach keinen Sinn mehr, dort zu bleiben. Vor Finnland habe ich in den Niederlanden gelebt, was fürs Snowboarden sogar noch schlimmer ist. Mein Freund kommt aber von dort, deshalb haben wir ein paar Jahre dort gelebt. Es gibt dort unheimlich viele Indoor-Spots, was echt super ist, denn man kann auch im Sommer was unternehmen. Aber ich kann nicht irgendwo leben, wo es keine Berge, keinen Schnee oder zumindest keinen echten Schnee gibt.
Wir haben in Finnland während der Covid-Zeit gedreht und brauchten damals eine Genehmigung für die Ein- und Ausreise. Es war April oder März und wir dachten, na ja, wenn wir Finnland jetzt verlassen, ist unser Winter eigentlich vorbei ... Also blieb ich in Nordfinnland, in Ruka, und es gefiel mir im Laufe der Zeit immer besser – und Tim ging es genauso. Dann haben wir angefangen, nach Bauplätzen und Häusern Ausschau zu halten und bis Weihnachten werden wir hoffentlich ganz fertig sein, was total aufregend ist!
Erzähl uns mal von deiner Reise auf dem Snowboard.
Ich habe das Gefühl, ich bin endlich an einem Ort angelangt, an dem ich mich wohlfühle und einfach ich selbst sein kann. Als ich vor acht oder neun Jahren mit dem Filmen begonnen habe, war es echt schwierig. Ich war dieses seltsame Mädchen, das tun wollte, was die Jungs taten, das immer versuchte, Leute zu finden, mit denen es Videos drehen konnte: Das war sehr, sehr schwierig. Einige Jahre lang war es wirklich ein Kampf, ein anstrengender Kampf. Seit ein paar Jahren ist es aber einfacher. Die Menschen wollen, dass Frauen snowboarden, sie wollen, dass Frauen überall mitmachen. Das Snowboarden ist für Frauen aktuell echt gut. Ich fühle mich endlich akzeptiert. Ich fühle mich wohl und das ist wirklich schön. Ich hoffe, dass sich mehr Mädchen so fühlen.
Du setzt dich stark für die mentale Gesundheit im Snowboarden ein. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
In dem Jahr, in dem ich meinen Film Vitamin gedreht habe, fühlte ich mich echt depressiv. Ich fühlte mich schon seit einiger Zeit so. Während Vitamin wurde die Depression schlimmer, aber ich wollte snowboarden, weil es das Einzige war, das ich gut konnte. Das Snowboarden machte mir Freude, deshalb habe ich weitergemacht. Es macht nicht immer so viel Spaß wie die Leute oft zeigen. Bearbeitete Snowboarding-Videos zeigen immer das Positive, das Glückliche. Ich dachte, wenn man nur diese Seite des Snowboardens zeigt, zeigt man nicht die ganze Wahrheit.
Ich wollte so ehrlich wie möglich sein und in meinem Video zeigen, wie es sich anfühlte. Ich wollte den Leuten die Realität zeigen - und dass es in Ordnung ist, so zu fühlen, dass es in Ordnung ist, dies zu zeigen, und ich glaube, dass Menschen in der Lage sein sollten, diese Gefühle zu zeigen, und dass dies auch akzeptiert werden sollte.
Nach dem Video haben mich so viele Leute kontaktiert und mir gedankt, dass ich auch diese Seite gezeigt habe. Auch sie hatten diese Gefühle erlebt, dachten aber vielleicht, dass sie die Einzigen waren.
Es war echt wichtig für mich, das zu zeigen.
Wie findest du den kreativen Prozess, die ganzen Edits zusammenzufügen?
Ich finde, dass es etwas ganz Besonderes ist, dass mein Freund Tim und ich das zusammen machen. Ich glaube, ohne ihn wäre es nie so gut geworden. Ich vertraue ihm voll und ganz. Es ist einfach toll, jemanden zu haben, der einen kennt. Wenn wir filmen, dann arbeiten wir. Die ganze Crew, mit der wir filmen ... wir sind alle Freunde. Die Edits zu veröffentlichen ist für mich das Wichtigste am Snowboarden. Ich weiß nicht, was ich sonst tun würde.
Du hattest in den letzten Jahren ziemlich herausfordernde Verletzungen. Wie steckst du diese weg?
In dem Jahr, in dem wir Vitamin filmten, war ich wahrscheinlich so depressiv, weil ich so viele Verletzungen hatte. Davor hatte ich das Gefühl, dass ich eine Glückssträhne hatte, dass alles wirklich gut lief. Ich hatte immer mal wieder kleine Verletzungen, aber nichts Schwerwiegendes. Dann hatte ich eine größere Verletzung, als ich meinen Ellbogen gebrochen und somit eine ganze Saison verpasst habe. Das hat mich mental echt mitgenommen. Ich habe alles gegeben, um schnell wieder snowboarden zu können, aber dann habe ich meinen Fuß gebrochen und konnte ein ganzes Jahr lang nicht snowboarden. Ich hatte auch Schulterprobleme und konnte deshalb nicht mal mit Krücken laufen. Den ganzen Sommer über bin ich einfach zu Hause rumgehockt. Das war deprimierend. Als ich danach wieder mit dem Snowboarden angefangen habe, hatte ich schlimme mentale Blockaden. Ich konnte mich nicht aufs Snowboarden konzentrieren. Ich konnte nur sehen, was alles schief gehen könnte, und ich war wie paralysiert. Zum Beispiel nahm ich mir vor, einen „Drop“ zu machen, aber ich konnte nicht, denn ich war wie paralysiert.
Deshalb war Vitamin auch so ein emotionales Video. Bis zum Ende der Saison hatte ich das Gefühl, es verarbeitet zu haben. Und jetzt fühle ich mich viel besser, ich fühle mich jetzt richtig gut.
Was inspiriert dich beim Snowboarden?
Das Street-Snowboarding inspiriert mich immer. Es ist fast so, als würden die Spots mit mir reden. Ich habe diesen Trick im Kopf und möchte ihn irgendwo anwenden, und wenn ich die Stelle gefunden habe, dann kommt alles von selbst, weil es Sinn macht.
Ich habe das Gefühl, dass das Snowboarden jetzt so anders ist. Es gibt so viel Inspirierendes. Was die Leute tragen, wie sie snowboarden, die Musik, die sie für ihre Edits verwenden oder einfach Instagram. Es gibt so viele gute Snowboarderinnen und Snowboarder, die eine wahre Inspiration sind. Ich schaue mir so oft was an und denke mir: Moment mal, was war das? Wie war das überhaupt möglich? Jetzt ist wirklich eine sehr, sehr coole Zeit fürs Snowboarden.
Was inspiriert dich außer dem Snowboarden noch?
Musik inspiriert mich sehr. Ich höre beim Snowboarden immer Musik. Ich liebe Musik. Sie ist eine große Quelle der Inspiration für mich. Vor kurzem habe ich mit dem Mountainbiking angefangen, was auch sehr cool ist. Es ist dem Snowboarden sehr ähnlich, denn man bewegt sich schnell und findet seine eigene Route, seinen eigenen Weg den Berg hinunter. Ich liebe es, in der Natur zu sein. Wandern, schwimmen, das ist so schön.
Welchen Rat würdest du anderen Mädchen geben, die mit dem Snowboarden anfangen möchten?
Egal, ob Junge oder Mädchen. Macht einfach. Findet euren Weg und macht die Tricks, die ihr wollt. Aber kopiert niemanden. Sei du selbst und finde deinen eigenen Stil.